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BERICHTE

BA, Donnerstag, 2. November 2000 / Nr. 253  

Elemente im Angsteinflößenden Spiel . 
Ausstellung mit Werken von Ferdinand Bohorquez im Haus Baureneck.


Lindenfels:  

Vergleicht man die früheren Werke des Fernando Bohórquez mit den ganz neuen, so wird man den Letzteren den Vorzug geben. Das macht eine künstlerische Entwicklung deutlich, die wohl noch nicht abgeschlossen ist und den Weg von flächig-plakativer Malweise zur Verdichtung und zum Atmosphärischen gefunden hat.


Fernando Bohórquez, 1945 in Guayaquil/Ecuador geboren, seit 1996 in Zwingenberg ansässig, stellt seit Freitagabend einen Ausschnitt seines zeichnerischen und malerischen Schaffens im Haus Baureneck vor. Dreißig Arbeiten - von der schlichten Bleistiftzeichnung über Pastellkreide bis zur Mischtechnik mit Öl- und Eitemperafarben - sind dort zu sehen, vorwiegend in kleinen Formaten, weil große sich schlecht in die Räumlichkeiten einfügen.


Zur Vernissage zeigte sich Bürgermeister Peter C. Woitge "ein bisschen stolz darauf, dass immer wieder gute Künstler zu uns kommen, die Neues bringen und die Menschen erfreuen." Einführende Worte sprach Else Martin aus Raidelbach, eine Künstlerkollegin, die ihr Wissen bei den malenden Mitgliedern der Kunstfreunde Bergstraße weitergibt, zu denen auch Bohorquez gehört.


Else Martin hat die Entwicklung des Autodidakten, der sich erst seit 1992 intensiver mit der Malerei auseinander setzt, mit Interesse begleitet und stellte fest: "Die Übungen mit exakten Bleistiftzeichnungen hat er schnell hinter sich gelassen. Jetzt er scheinen die Zeichnungen wie Vorstudien zur Malerei - atmosphärisch getönt und typmäßig gut erfasst. Seine Stärke: 
Die Atmosphäre, Gefühle und Gedanken auszudrücken, hat er aus seinen südamerikanischen Bildern in die heutigen Themen mit hineingenommen.


Gefühle und Gedanken des Künstlers kreisen vor allem um das Thema Mensch, das er einerseits an den Indios seiner südamerikanischen Heimat, andererseits an Porträt- und Aktstudien seines deutschen Umfeldes festmacht. Die ecuadorianischen Motive streifen das Folkloristische nur am Rande, versuchen vielmehr, die Menschen in ihren existenziellen Befindlichkeiten, in ihren Hoffnungen, Sehnsüchten und Nöten, aber auch in ihrer Aufgehobenheit in gewachsenen sozialen Strukturen darzustellen.


Dass dem Künstler dabei eine starke emotionale Beziehung Stift oder Pinsel führt, ist solchen Bildern anzumerken. Die Spannbreite der Stimmungen bewegt sich dabei von dörflicher Idylle mit Wasser holenden und Obst anbietenden Frauen über berührende Szenen von Not und Leid, Geborgenheit und Innigkeit bis hin zum Pathos, das sich im "Stummen Schrei" einer himmelwärts blickenden Kerzenträgerin vor theatralischem Himmel und leerer Bergwüste entlädt.


Aus dem Gegensatz des Beruhigten und des Dramatischen beziehen die Bilder von Bohorquez ihre Wirkung. Von zwei schlichten Gefäßen auf der Fensterbank im Bild  "Ausblick" geht eine magische, tag- träumerisch-melancholische Aura aus. Das Beunruhigende, diese Stille und Leere wird verstärkt im Blick auf die Himmel- und Berglandschaft, in der die aufgewühlten Elemente ihr Angsteinflößendes Spiel treiben.

Landschaft ist für Bohorquez nicht nur Hintergrund und abzubildendes Motiv, sondern vor allem Ausdrucksträgerin für Gefühle.

Gewiss gilt das auch für das Ölbild "Mathildenhöhe" mit seiner höchst ungewöhnlichen Sicht auf den Hochzeitsturm, der seine fünf Finger in den Himmel reckt, als wolle er, Prometheus gleich, den Göttern trotzen und der aus Landschafts- und Architekturelementen herauswächst, die mit der vorfindbaren Wirklichkeit nicht übereinstimmen

"Offensichtlich erzeugt die Situation, in zwei Welten zu leben", so Else Martin, "eine unvoreingenommene Sehweise, die den Betrachter nicht nur  passiv schauen lässt, sondern auch seine Fantasie aktiviert".

                                                                                                                            rol


Bildunterschrift:


VERNISSAGE. "Malen und Zeichnen - Deutschland Ecuador" ist der Titel einer Ausstellung, die im Haus Baureneck in Lindenfels eröffnet wurde. Fernando E. Bohorquez zeigt noch bis zum Sonntag (5. November) seine Werke. Bei der Ausstellungseröffnung sprach Else Martin die einführenden Worte.         

                                                                                                             df/Bild: Funck



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Fernando Bohorquez: 
Die Macht der Vulkane und der Reiz des Augenblicks.


Königstein (August 2006): 


Für ihn bedeutet die Malerei einfach alles. Aus diesem Grund spiegeln seine Werke auch viele Eindrücke und Erinnerungen seines Lebens wider. Selten hat man einen Künstler gesehen, der mit solch einer Leidenschaft von der Malerei spricht. Mit seiner Ausstellung im Rathaus lädt der Oberurseler Künstler Fernando Bohorquez alle Interessierten ein, in die Welt der Kunst einzutauchen.


Mit einer Vernissage wurde die Schau mit dem Thema "Von A bis Z... den Augenblick. erleben..." 
nun eröffnet. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) führte der Kunsthistoriker Dr. Lutz Fichtner die Anwesenden in die Werke Bohorquez ein.


Eines der Hauptthemen seiner Ausstellung sind Vulkane, die er vor allem mit dunklen kräftigen Farben gemalt hat. Inspiriert wurde er dazu durch sein Heimatland Ekuador, in dem es viele Vulkane gibt. Und das, obwohl er eigentlich an der flachen Küste geboren ist und an Strand und Meer
aufwuchs. "Vulkane faszinieren mich. Sie sind für mich ein Symbol von Macht und Power", erzählt Bohorquez. Eine strahlende Energie geht auch von seinen farbenfrohen Werken aus, die oft Kontraste zwischen Hell und Dunkel zeigen. "Ich bin kein Mensch für zarte Farben", gesteht der Künstler schmunzelnd.

Das verdeutlichen auch seine gegenständlichen Bilder wie "Hoffnungslosigkeit", das einen Indio-Mann zeigt, der beide Arme auf Holzpfähle gestützt hat, die Hände sowie den Kopf schlaff herunterhängend. "Die gegenständliche Malerei ist für mich die Basis für weitere Stilrichtungen wie das Abstrakte", erklärt Bohorquéz.


Lediglich zum Kohlestift oder zur Pastellkreide greift er bei seinen Zeichnungen, die er zumeist nach Modellen malt. Eine Vorliebe hat er vor allem für ältere Menschen. "Jede Falte erzählt eine ganz eigene Geschichte", sagt Bohorquez und deutet auf eine Zeichnung, die das Gesicht eines alten Mannes zeigt. Die ledrige Haut des Mannes hat Bohorquez sehr gut herausgearbeitet.

Doch auch Künstlerisch-Kompositorisches ist in der Ausstellung zu finden, wie das Bild "Auf ewig". Die Geschichte eines Liebespaares ist dort durch ein Händchen haltendes Paar, zwei Streithähne und zwei Steinkreuze symbolisiert.

Rund zwei bis drei Wochen malt Bohorquez an einem Bild, bis er das Gefühl hat, dass es vollendet ist. Ist er mit manchen Werken unzufrieden, lässt er sie durchaus einige Monate in seinem Atelier in Friedrichsdorf liegen, bevor er sie künstlerisch weiterentwickelt.

"Ich brauche zum Malen eine Inspiration. Es kann auch durchaus passieren, dass ich mitten in der Nacht aufstehe, mir Notizen mache oder sogar zu Malen beginne", erzählt Bohorquez.


                                                                                                 Sabine Henrichs



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